Die Informationsveranstaltung "Windenergie für Oberpframmern" am 12. Juni 2023 im Saal beim Neuwirt stieß auf sehr großes Interesse. Auf Einladung des Arbeitskreises Energie Oberpframmern erklärten Experten die Rahmenbedingungen für Windräder, gaben umfangreiche Informationen zu Umweltverträglichkeit, Wirtschaftlichkeit und Bürgerbeteiligung und machten Oberpframmerns Optionen für Windräder transparent.

Trotz schönstem Sommerwetter füllten knapp 100 Teilnehmende den Saal beim Neuwirt bis auf den letzten Platz - darunter eine große Zahl von Bürgern, die einfach grundlegend informiert werden wollten, viele Windenergiebefürworter, eine sehr kleine Gruppe von heftigen Windenergiegegnern sowie auch viele Mitglieder des Pframmerner Gemeinderats.

Berthold Färber, langjähriger Professor für Psychologie an der Bundeswehruniversität Neubiberg und Moderator des Abends, führte den Anwesenden eingangs vor Augen, welche Hürden und Fallen dahinter stecken, dass trotz Einsicht in die Notwendigkeit unser Verhalten zu ändern, dies allzu häufig scheitert. Fakt ist, es passiert zu wenig und, wie nahezu tagtäglich von Wissenschaftlern angemahnt wird, die notwendige Transformation erfolgt viel zu langsam.

"Ich setze voraus, dass niemand hier im Saal den Klimawandel leugnet," begann Lea Steiner, Mitverfasserin des digitalen Energienutzungsplans und im AK Energie engagiert, "das sind Fakten. Die Klimakrise stellt eine existentielle Bedrohung für die körperliche und psychische Gesundheit der Menschheit dar."

Weiter führte sie aus, dass ohne Windräder weder Oberpframmern noch Bayern seinen Strombedarf auch nur annähernd decken kann. Es sei auch keine Frage mehr, ob Photovoltaik oder Windenergie. "Wir brauchen beides, denn sie ergänzen sich hervorragend!" Zu den Fakten gehört auch, dass Windenergie die flächeneffizienteste und günstigste Form der regenerativen Stromerzeugung ist. Wie groß die Herausforderung ist, zeigten die Zahlen zu Oberpframmerns Energiebedarf. Zugleich wurde klar, dass Oberpframmern sehr gute Voraussetzungen hat, gerade auch für Windenergieanlagen.  

"E-Fuels , Kernfusion, Wasserstoff. Mit immer neuen Wundertechnologien wollen Gegner der Energiewende diese verzögern", so begann Hans Gröbmayr anschließend, als langjähriger Klimaschutzmanager des Landkreises mit hoher Expertise im Thema. "Keine dieser Wundertechnologien wird im handlungsrelevanten Zeitraum einen nennenswerten Lösungsbeitrag liefern." Kompetent erläuterte er Fakten zur Windenergie, von Eingriffen in den Wald, Schall und Vogelschlag bis zur Ökobilanz und zum Recycling von Windrädern. Auch Themen wie notwendiger Ausbau und Versorgungssicherheit wurden erläutert.

Die Veranstaltung war anfangs begleitet von Zwischenrufen und kritischen Nachfragen von Windkraftgegnern, denen sachlich begegnet wurde. Beispielsweise wurde Stellung genommen zur Behauptung, dass Windräder zur Erwärmung des Klimas beitragen. "Ein sehr begrenzter Mikroklimaeffekt", wie Björn Walz, Diplom-Geograph und Naturgefahren-Experte bei der Munich Re, fachkundig erläuterte, "im Windschatten eines Windrades kann es zur Verwirbelung von höheren Inversionsschichten kommen. d.h. wärmere Höhenluft kommt in Bodennähe." Die meisten Wissenschaftler erwarten nicht, dass Windenergienutzung im großen Stil das Weltklima beeinflusst – und wenn, dann positiv dadurch, dass mithilfe von Windenergie weniger Kohle und Gas verbrannt werden muss.

Auf hohes Interesse stieß auch der Bericht von Hans Zäuner, Windenergiepionier aus dem Landkreis und Geschäftsführer der Osterkling GmbH. Er erläuterte an ganz konkreten, aktuellen Zahlen die Wirtschaftlichkeit eines Windrades. "Wenn es sich nicht rechnet, wird es nicht gebaut", begegnete er kritischen Nachfragen, "Voraussetzung für einen Bankenkredit sind sowohl Wirtschaftlichkeitsgutachten auf der Basis von Windmessungen, bis zu einer Bürgschaft der Rückbaukosten nach frühestens 20, möglicherweise auch erst nach 30 Jahren. All das muss mit Genehmigung abgesichert sein!" Sein Credo: Projekte nur grundsätzlich mit Bürgerbeteiligung umsetzen, denn sich an "seinem" Windrad zu beteiligen führt zu einer hohen Akzeptanz der Anlagen im persönlichen Umfeld.

Hohe Aktualität hatte die Veranstaltung, weil der Regionale Planungsverband München (RPV) die Gemeinden in den acht Verbandslandkreisen plus Landeshauptstadt München wiederholt dazu aufruft, potenzielle Flächen für Windenergie zu melden. Ziel ist, gemäß den Anforderungen des Wind-an-Land-Gesetzes, in einer ersten Stufe 1,1 Prozent der Gebietsfläche als Potenzialfläche für Windenergie auszuweisen. Der Vorteil: Hier müssen die Gemeinden bei einer Realisierung von Windenergieprojekten kein aufwändiges Bauleitverfahren durchführen, sparen also Zeit und Geld. Unbesehen davon gelten alle Anforderungen des Genehmigungsverfahrens für unter anderem die artenschutzrechtliche Prüfung, Schallschutz, Schattenwurf und vieles mehr. "Durch gesetzliche Vorgaben wird sichergestellt, dass weder Mensch noch Umwelt Gefahren oder Belästigungen ausgesetzt sind," so Hans Gröbmayr.

In einem kurzen Beitrag berichtete Bürgermeister Andreas Lutz über das Windenergieprojekt im Höhenkirchner Forst, an dem die Gemeinde mit einem Windrad beteiligt wird und das sich bereits im Genehmigungsverfahren befindet, d.h. alle Gutachten vollständig abgeschlossen sind. Weiterhin führte er den Stand der bisher nichtöffentlich geführten Diskussion im Gemeinderat aus. Typischerweise liegen bei uns geeignete Areale an den Gemeindegrenzen. So gäbe es eine gute interkommunale Zusammenarbeit mit den Nachbargemeinden Moosach und Kirchseeon, um Windräder im Bucheter Holz zu konzentrieren. Weiterhin ist vorstellbar, im Nordosten der Rodungsinsel Richtung Harthausen gemeinsam mit Grasbrunn Windräder zu realisieren. Dazu wurde kürzlich eine Anfrage der Nachbargemeinde im Gemeinderat in öffentlicher Sitzung diskutiert. Wie schon in der Konzentrationsflächenplanung des Landkreises im Jahr 2013 untersucht, ist es dem Gemeinderat wichtig, Sichtachsen freizuhalten.

Dass dies möglicherweise mit den Standortoptionen von Nachbargemeinden nicht immer konform geht, wird eine Herausforderung werden. "Denn natürlich werden wir in Zukunft sehen, wo unsere Energie erzeugt wird", so ein Kommentar aus dem Publikum. Mehrfach wurde auch klar gefordert: "Wenn ich die Anlagen sehe, möchte ich mich auch finanziell beteiligen können - auch über Gemeindegrenzen hinweg!"

Die Informationsveranstaltung zeigte, dass die Mehrheit der Bürgerschaft die Energiewendeziele und konkret den Ausbau der erneuerbaren Energien einschließlich Windrädern in der Region unterstützt. Die Diskussion wurde erfreulich klar durch Fakten geprägt. Offen bleibt am Ende, welche der im digitalen Energienutzungsplan als für Windenergie geeignet ausgewiesenen Flächen weiter verfolgt werden und ganz konkret auch im Verfahren des Regionalen Planungsverbandes als Beitrag zum 1,1-Prozent-Flächenziel gemeldet und erfasst werden (im ersten Schritt die 1,1 Prozent im RPV-Gebiet München, im zweiten Schritt bis 2032 dann 1,8-Prozent-Flächenziel). Denn eins ist klar: Auf dem immer noch langwierigen Weg zur Realisierung von Windenergie gibt es hohe Anforderungen im Genehmigungsprozess. Werden gesetzliche Anforderungen an einem Standort nicht erfüllt, wird dort kein Windrad gebaut.

Der Abend endete mit einem Schlussplädoyer von Bärbel Zankl, Sprecherin des AK Energie Oberpframmern. "Was auf unsere Kinder zukommt, entscheiden wir jetzt!" Und weiter: "Die Verantwortung liegt bei uns: Der Kommune und der Bürgerschaft. Wir müssen sofort anpacken – weil wir es können und weil es uns so viel weniger kosten wird, als wenn wir entschlossenes Handeln weiter aufschieben. Eine Transformation ist unausweichlich - wir können es schaffen, aber nur wenn wir entschlossen und mutig handeln!"

Die Präsentation der Veranstaltung kann hier eingesehen werden: LINK