Am Samstag, den 25. März 2023 um 20.30 Uhr, haben wieder Menschen, Dörfer, Städte und Unternehmen auf der ganzen Welt zur Earth Hour für 60 Minuten das Licht ausgeschaltet. Und Oberpframmern war auch 2023 wieder dabei, um ein Zeichen für mehr Klimaschutz zu setzen.

Erstmalig hatte der Arbeitskreis Energie Oberpframmern alle interessierten Pframmerner Bürgerinnen und Bürger zu einem Energiespaziergang eingeladen. Unter fachkundiger Begleitung wurden drei Stationen im Ortskern besucht, um zukunftsfähige Energielösungen zu erleben. Pframmerner Hauseigentümer*innen teilten ihre Erfahrungen und eine fachkundige Begleitung erklärte technische Details und stand für Fachfragen bereit.

IMG 2331Schon im Wohnzimmer der Familie Friedberger wurde es recht eng, denn gut 20 Bürgerinnen und Bürger waren der Einladung gefolgt und lauschten interessiert, was Hausherr Alois Friedberger über sein Plusenergiehaus berichtete. Großes Interesse bestand an der Bilanz der beiden Photovoltaikanlagen: Jeweils ca. 9,5 Kilowatt-Peak auf dem Süd- und auf dem Norddach, ergänzt durch einen Batteriespeicher mit 13 Kilowattstunden Kapazität decken nahezu vollständig den Bedarf an Haushaltsstrom als auch den Strom für das Elektroauto. Auf die Frage, ob sich denn eine Norddachanlage rechne, konnte er mit exakten Zahlen antworten: 63 Prozent Ertrag gegenüber dem Süddach versprach die Prognose, und exakt dieser Wert wird erreicht.  "Für unsere Luft-Wasser-Wärmepumpe müssen wir im Winter jedoch den Großteil des Stroms vom Netzbetreiber beziehen", so Friedberger, "deshalb ist es so wichtig, dass wir in unserer Region Windenergieanlagen bauen, die sich hervorragend mit PV-Anlagen ergänzen!" Ins Schwärmen kam Friedberger über seine zentrale Lüftungsanlage, die rund ums Jahr für ein hervorragendes Raumklima sorgt und dank Wärmerückgewinnung Wärmeverluste vermeidet. "Man muss sich jedoch im Klaren darüber sein, dass ein regelmäßiger Filterwechsel dazu gehört", ergänzte er. Eine Besonderheit der Wärmepumpe ist die Aufstellung im Keller des Hauses.

Storck Erdsonde 1Anschließend ging es in den Rotwandweg, wo Hausherrr Peter Storck die Gruppe bereits vor der Haustür empfing. Mit geschicktem Griff schob er den Kanaldeckel auf die Seite und gewährte einen tiefen Blick in den Schacht, der die Erdsonde seiner Wärmepumpe beherbergt. Das 2007 im KfW60-Standard erbaute Haus wird über eine Sole-Wasser-Wärmepumpe mit Erdwärme beheizt. Eine Fußbodenheizung sorgt für niedrige Vorlauftemperatur und damit hohe Effizienz. Über Strom- und Heizkostenrechnungen macht sich Storck schon lange keine Gedanken mehr: Sein Strom kommt vom Dach, ergänzt durch ein Balkonkraftwerk. Sein Solarstrom und ein Speicher, der in die SonnenCommunity eingebunden ist, beschert ihm eine Strom-Flatrate, die den Energiebedarf seiner Familie einschließlich Elektroauto deckt. Lange verweilte die Besuchergruppe im Keller, um vom Hausherrn viele Details zu seinen Speicherlösungen zu erfahren. Denn mehrere mobile ECOflow-Speicher überbrücken Stromausfälle, sorgen für Power abseits vom Stromnetz und sind schnell wieder mit Solarstrom aufgeladen. Eine große Anzahl verschiedener Stromausgänge passt sich an jedes Gerät an.

DämmmaterialAbgerundet wurde der Energiespaziergang durch Besuch eines sehr ortstypischen Altbaus aus dem Jahr 1971, der dank Rundumdämmung - Sockel, Fassade, Kellerdecke und Dach - einen EnEV-100-Standard erreicht und seit der Sanierung stolze 90 Prozent Energie einspart. Interesse fanden die verschiedenen Dämmmaterialien, neben Glaswolle verschiedene Arten von Steinwolle, aber auch Holzfaser für die Dachdämmung und Kalziumsilikat für eine Innendämmung auf der Südseite. "Einiges konnten wir auch in Eigenleistung machen", erklärte Bärbel Zankl, "das hat natürlich die Kosten gesenkt und wir haben viel dazugelernt. Ganz wichtig war aber ein professionelles Konzept und die Betreuung durch unsere Architektin!" Im Zuge der Sanierung wurde die Ölheizung durch eine Pelletheizung ersetzt, die dank der großen Solarthermieanlage jedoch von April bis Oktober eine lange Auszeit hat. Schließlich erläuterte Martin Schreiner noch fachkundig die Details zur Pelletheizung, zum Wasserspeicher mit einer ausgeklügelten Temperaturschichtung und zur Einbindung der Solarthermieanlage. 

Wie groß der Bedarf an Informationsaustausch und Erfahrungen aus erster Hand ist, zeigte sich an den anhaltenden Gesprächen im kleinen Kreis. Die wesentlichen Informationen zu den drei Stationen wurden in Steckbriefen zusammengefasst und den interessierten Besucherinnen und Besuchern an die Hand gegeben, ebenso wie einige weiterführende Internet-Links.

Weiterführende Infos (Zusammenstellung als PDF zum Herunterladen):

 

Earth Hour 2023Wie schon die Jahre zuvor luden die lokalen Wirtschaften abends zum Candle Light Dinner ein. Die Gelegenheit nutzten sowohl der Gemeinderat als auch der Arbeitskreis Energie zu einem Treffen. Dabei wurde keineswegs nur, aber auch über die anstehenden großen Aufgaben für einen erfolgreichen Klimaschutz in Oberpframmern gesprochen.

Denn gerade nach einem Jahr mit verheerenden extremen Wetterereignissen, einer Energiekrise und sich ändernden politischen Prioritäten ist die Earth Hour ein wichtiger Moment, um sich für mehr Ambition beim Klimaschutz einzusetzen. Wir alle müssen Verantwortung übernehmen, auf allen Ebenen den Umstieg von fossilen Energieträgern auf nachhaltige Energie  umsetzen und vor allem schnell handeln - es bleibt uns nur noch sehr wenig Zeit!