Wer von Putzbrunn aus auf Oberpframmern zufährt, wird die Veränderung gleich sehen: Auf dem Dach des Edeka-Marktes wurden Photovoltaikmodule installiert.

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Die Anlage, verteilt auf beide Dachseiten mit einer Nennleistung von insgesamt 70 kWp, wird von der Gemeinde Oberpframmern gebaut und an die Marktbetreiberin verpachtet. Die Pächterin wiederum betreibt die Anlage und produziert Strom für ihren eigenen Verbrauch. Der kontinuierliche Stromverbrauch durch die Kühlanlagen des Lebensmittelmarktes sorgt für einen sehr hohen Eigenverbrauch: über 90 % des erzeugten Solarstroms werden unmittelbar verbraucht, nur ein sehr kleiner Rest wird in das öffentliche Netz eingespeist.

Die drohende EEG-Novellierung mit den absehbaren Verschlechterungen für den selbst verbrauchten Strom vor Augen, haben Bürgermeister Andreas Lutz, seit dem 1. Mai im Amt, und sein Gemeinderat mutig und beherzt angepackt. Erst vor vier Wochen hatte der Gemeinderat die Beschlüsse für Photovoltaikanlagen gefasst. Doch nicht nur auf dem Edeka-Markt, 2004 als gemeindeeigenes Gebäude realisiert, auch auf dem Dach des Sportheims wird aktuell eine Solaranlage installiert. Auch wenn hier nur Platz für 18 Kilowatt Peak ist, wird der Wirt der Sportgaststätte künftig zu einem erheblichen Anteil mit Solarstrom kochen.

"Zwei beispielhafte Vorhaben, mit denen man zeigen kann, dass Photovoltaik mit einem hohen Eigenverbrauchsanteil immer noch wirtschaftlich sein kann und ihren Platz in der Energiewende behält," sagt Georg Kast, Sprecher für den Arbeitskreis Energiewende Oberpframmern, der die Idee für die Projekte hatte und die Umsetzung forcierte. "Wir haben uns das in Glonn bei der REGE angesehen, die ja eine solche Anlage auf dem Klärwerk betreibt, und das hat uns bestärkt, dass das auch in den schwierigen Zeiten, die uns die Politik vorgibt, noch funktionieren kann."

Oberpframmerns Bürgermeister Andreas Lutz betont: "Wir wollen und müssen in Zukunft weiter aktiv werden, und ich bin froh, dass der Gemeinderat da mitzieht: wir haben alle Entscheidungen einstimmig getroffen."

"So muss die Energiewende funktionieren: Ideen unserer Bürger werden von der Politik aufgenommen und umgesetzt. Oberpframmern konnte mit seinen guten finanziellen Mitteln recht schlagkräftig auf die Veränderungen in der großen Politik reagieren, die uns da fast die beiden Projekte kaputt gemacht hätten. Nur weil der Arbeitskreis Energie so Gas gegeben hat und unsere Fachfirmen mitgezogen haben, konnten wir das überhaupt noch realisieren, immerhin mussten da 600 Quadratmeter Module montiert werden“, so Lutz.

Das EEG-Gesetz hat in den vergangenen Jahren Photovoltaik wirtschaftlich gemacht – durch die entsprechende Förderung. Dabei wurden die hohen Investitionskosten früherer Jahre durch die Einspeisevergütung ausgeglichen. Das hat einerseits zu enormen Zuwachsraten des Sonnenstroms und andererseits zu günstigen Marktpreisen der PV-Anlagen geführt.

Die viel diskutierte EEG-Reform, gerade erst vom Bundestag beschlossen und vom Bundesrat durchgewunken, bedeutet nun gerade für große Photovoltaikprojekte das Aus: Durch die zu zahlende anteilige EEG-Umlage für jede selbst erzeugte und selbst verbrauchte Kilowattstunde Sonnenstrom ist die Rentabilität vieler Anlagen in Frage gestellt. Während kleine Anlagen bis zu einer Nennleistung von  10 kW von dieser „Sonnensteuer“ befreit bleiben, kippt die Rentabilitätsrechnung für größere Anlagen. Denn gerade diese Anlagen im kommunalen oder gewerblichen Bereich müssen mit Stromtarifen konkurrieren, von denen Privatkunden nur träumen können.

Umso erfreulicher, dass es in Oberpframmern gelungen ist, die beiden Anlagen innerhalb des Zeitplans  zu realisieren. Und erst recht erfreulich: Die beiden Anlagen sparen im Jahr ca. 50.000 Kilogramm (50 Tonnen) CO2.